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Die 80-jährige Geschichte des Schifffahrtsbetriebs Heidegger
Der Gründer des Schifffahrtsbetriebs Heidegger war Alfons Heidegger sen. (geb. 1910 in Überlingen). Er war gelernter Bootsbauer (Lehre bei Edwin Keller), aber aufgrund der Weltwirtschaftskrise fand er keine Arbeit. Er überlegte schon, zum Goldsuchen nach Amerika auszuwandern, als er seine spätere Frau Maria Heidegger kennenlernte. Und so schlug er sich die Goldsucherpläne aus dem Kopf und blieb in Überlingen.
Im Winter 1932/33 baute er sich sein erstes eigenes Holzschiff und nannte es "Fons"; denn das war sein Spitzname: Fons ist die Kurzform von Alfons! "Der Fons" war ein Boot für 9 Personen und hatte einen Ford-Motor und -Getriebe. Am 21.6.1933 machte Alfons Heidegger sen. sein Bodensee-Schifferpatent auf dem "Fons" und am 25.6.1933 gründete er in Überlingen den Motorbootsbetrieb Alfons Heidegger. Mit diesem Boot führte Alfons Heidegger sen., zusammen mit seiner Frau Maria Heidegger, Rundfahrten und Wellenreiten (=Vorläufer vom Wasserski) durch.
Schon 1934 bekam Alfons Heidegger sen. Konkurrenz durch Edwin Keller, der mit seinem Boot "Albatross" ebenfalls Rundfahrten auf dem See anbot.
Da das 9-Personen-Boot Fons die inzwischen dreiköpfige Familie nicht ernähren konnte, kaufte Alfons Heidegger sen. im Jahr 1936 in Köln das Boot "Rheingold" (25 Pers., 12m, Stahl). Das Boot war gebraucht und wurde 1938 um 2 Meter verlängert, um die Geschwindigkeit zu erhöhen und um die Personenzahl auf 30 Personen zu steigern. Dadurch wurde es wirklich sehr schnell, so dass es möglich war, zweimal täglich zur Insel Reichenau und zurück zu fahren.
Ab 1939 fuhr er wirklich im Rahmen von "Kraft durch Freude" zweimal täglich zur Reichenau. Diese Fahrten waren aber erzwungenermaßen billig und lohnten daher kaum.
Nach Kriegsausbruch 1939 wurde Alfons Heidegger sen. mitsamt seinem Boot zum Zoll eingezogen: als Hilfszöllner wurde er mit seinem Schiff in Meersburg und Staad eingesetzt.
1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er kam zunächst nach Breisach und Breisach. Er erteilte dann seiner Frau die Vollmacht, den "Rheingold" zu verkaufen und ein anderes Boot aus der Bootswerft Gäng, den "Lux", von dieser Werft richten zu lassen. Schliesslich wurde der "Rheingold" für 7.000 RM nach Berlin verkauft und verbrannte beim Angriff auf Berlin. Leider wurde auch das Geld, das Maria Heidegger nie von der Sparkasse abhob, 1948 entwertet!
Noch während des 2. Weltkriegs kaufte Heidegger sen. ein weiteres Boot und nannte es "Wiesoso" (sprich: "Wiesosso", Kunstwort aus "Wieso heißt der so?"). Doch zunächst wurde Alfons Heideggeer sen. noch auf dem Russland-Feldzug eingesetzt. Nur durch Zufall entging er dem Desaster bei Stalingrad: mit dem letzten Flugzeug wurde er wegen Typhus-Verdacht nach Deutschland ausgeflogen! Er hatte aber glücklicherweise nur das sog. Schützengrabenfieber oder Wolhynische Fieber. Schließlich kam er am 3.8.1945 aus der Kriegsgefangenschaft frei.
Nach seiner Heimkehr war natürlich aufgrund der Besatzung durch die Franzosen an Schifffahrt nicht zu denken. Bis 1948 war der See für die Schifffahrt gesperrt! So musste Alfons Heidegger sen. eine andere Einnahmequelle suchen und fand sie im Bau von Spielzeugsegelbooten, die bis zur Geldentwertung eine gute Verdienstquelle waren, da viele Franzosen sie als Andenken an den Bodensee kauften. Nach der Geldentwertung stand Familie Heidegger wieder vor dem Nichts.
Doch während der Besatzungszeit wurde der "Wiesoso" schon für die Zeit danach hergerichtet: das Boot bekam einen neuen Aufbau und einen überdachten Steuerstand. Dann kaufte aber im Herbst 1949 der Zoll das Schiff für 5.000 D-Mark.
Der "Lux" hingegen war sehr schmal (nur ca. 2m breit) und daher sehr schnell. Er besaß einen BMW-Benzin-Motor und wurde in "Rheingold" umbenannt. Mit diesem Boot durfte 1949 erstmals wieder auf dem See gefahren werden, aber es war wegen der geringen Breite nur für 25 Personen zugelassen worden. Daher war der Rheingold II zum Geldverdienen eher unattraktiv. Eine Rundfahrt kostete damals übrigens 1 Mark - dennoch war das damals viel Geld, da ein normaler Stundenlohn nur ca. 60 Pfennig betrug!
Der Rheingold II wurde daher verkauft, und mit diesem Geld konnte Alfons Heidegger sen. im Herbst 1949 von der Stadt Konstanz ein Boot namens "Schwob" (sprich Schwäbisch: "Schwoab") mit Hanomag-Lloyd-Motor kaufen; dieses Boot war aber sehr undicht, und so mußte bald wieder ein neues Schiff her.
Im Herbst 1951 fuhr also Heidegger sen. wieder auf Schiffsuche. Er fand ein größeres, aber leider verwahrlostes Schiff auf der Insel Just, und nannte es"Föhn" (nach dem Fallwind aus den Alpen, der vor einem nahenden Tief schönes und warmes Wetter bringt!). Nun wurde das Boot mittels einer Bus-Karosserie kurzerhand wurden zwei Omnibusoberteile auf den Holzrumpf montiert und Bus-Sitzbänken wieder tadellos hergerichtet und war nicht wiederzuerkennen! Ein Jahr später kaufte Heidegger sen. das Boot "Weißer Strahl". Der "Weiße Strahl" war ursprünglich eine Admiralsbarkasse eines Kriegsschiffes und der Name war eine Anspielung auf den weißen Ostseestrand. Heidegger sen. und sein inzwischen als Schreiner ausgebildeter Sohn, Alfons Paul Heidegger jun. (geb. 1934), richteten das Boot her.
Der "Föhn" war für 75 Personen zugelassen, später wurde die Zahl auf 65 Personen herabgesetzt. Der "Weiße Strahl" wurde nach Verlängerung für 35 Personen zugelassen. Nun waren zum ersten Mal zwei Boote gleichzeitig im Einsatz, die von Alfons Heidegger sen. und seinem Bruder Willi Heidegger gesteuert wurden. 1955 machte dann auch Alfons Heidegger jun. das Bodensee-Schifferpatent. Freizeit gab es für Vater und Sohn kaum, denn damals fuhren sie unter anderem auch im Winter einen Kurs als Zubringer für die Zugfahrt nach Lugano.